Sceneries | Thomas Wrede

Die Von der Heydt-Kunsthalle in Wuppertal zeigte vom 27. Mai bis 26. August 2018 in einer Werkübersicht Arbeiten von Thomas Wrede aus den letzten 25 Jahren. Es wurden Zusammenhänge und Entwicklungen von den frühen analogen Schwarzweiß-Arbeiten bis zu den heutigen digitalen Bildern aufgezeigt. Zur Übersichtsausstellung ist ein umfassender Bildband im Kehrer Verlag erschienen.

Katalog Cover:
Thomas Wrede, Sceneries, Heidelberg 2018

Über "Sceneries"
Auf einer Deponie der dänischen Insel Samsö entstehen Anfang der 1990er Jahre dunkle Fotografien einer sterbenden Landschaft, deren Oberfläche von landwirtschaftlich genutzten Kunststoffbahnen entstellt wird. Wrede zeigt hier gleichermaßen das Schreckliche und das Pittoreske dieser von Plastik durchwirkten Landschaft. 1994 hält er in großformatigen Schwarzweiß-Arbeiten die Spuren des meist tödlichen Aufpralls von Vögeln auf Fensterscheiben fest, die wie Geisterwesen zwischen Hier und Jenseits, zwischen dem Moment und der Unendlichkeit zu schweben scheinen.

Ein weiteres fotografisches Thema von Thomas Wrede ist die Frage nach dem Bild im Bild. Dies zeigt sich explizit in den Fotografien von Fototapeten in deutschen Wohnungen („Domestic Landscapes“, 2000-2001) und den großen Plakatwänden in den Straßenschluchten von New York („Manhattan Picture Worlds“, 2002-2007). Seine analogen Farbfotografien erscheinen heute wie digitale Montagen und demonstrieren ein geschicktes Zusammenspiel der klassischen Mittel von Perspektive, Zeitpunkt und Objektiv.

Nachdem Thomas Wrede schon 1997 in seinen „Magic Worlds“ die irritierende Künstlichkeit deutscher Freizeitpark-Landschaften thematisiert, greift er ab 2005 in den „Real Landscapes“ die Grenze zwischen Modell und Wirklichkeit wieder auf. In seinen großformatigen Farbaufnahmen wird die Welt als eine Art Modellbausatz wiedergegeben, als eine große Inszenierung im kleinen Maßstab, zwischen Idylle und Katastrophe. Einfache Spielzeugautos und kleine Modellhäuser aus Plastik werden auf den Stränden der Nordseeinseln und in Sandgruben so platziert, dass aus einer Pfütze ein See und aus einem Erdhaufen ein Gebirge entsteht. Die weite, leere Landschaft wird zur Bühne seiner Bildfindungen, die Assoziationen an amerikanische Road Movies und an stille, romantische Gemälde wecken.

TV Ausstellungsbesprechung, Deutsche Welle TV:
www.dw.com euromaxx TV (3 min. video portrait / english)
www.dw.com euromaxx TV (3 Min. Video-Portrait / deutsch)