Nachbericht zum Onlinevortrag von Prof. Tim Trantenroth
Vortragsreihe „Rethink Painting“ | 11.01.2022
Professor Tim Trantenroth lehrt seit 2017 an der HBK Essen im Bereich Malerei und Grafik. Als eine Koryphäe auf dem Gebiet der Wandmalerei/Kunst am Bau eröffnete Trantenroth am 11. Januar die Vortragsreihe „Rethink painting“ der HBK Essen im Jahr 2022.
Weit über 50 Teilnehmer*innen ließen sich von Trantenroth mit auf eine inspirierende Reise nehmen, bei der er nicht nur sein Werk vorstellte, sondern auch sehr authentisch ehrliche Einblicke in seine Schaffensprozesse und seine Geisteshaltung als Künstler gab.
Trantenroth ist bekannt für seine an architektonische Strukturen angelehnten Wandmalereien. Zuletzt vollendete er ein Wandgemälde im Humboldt Forum in Berlin, welches die Fassadenstruktur des Palasts der Republik reflektiert.
Trantenroth – selbst in Berlin lebend – hat den Abriss des Palasts der Republik und den Neubau des Humboldt Forums hautnah miterlebt. „Jeder Berliner verbindet etwas mit diesem Gebäude.“, sagte der Maler zu dieser einschneidenden Veränderung in der Struktur und Geschichte der Hauptstadt. Darum habe er sich auch entschieden, die Architektur des Palasts der Republik, die Farbigkeit, den metallischen Glanz und die Strukturen der Gebäudefassade ins Humboldt Forum zu übertragen und somit eine emotional aufgeladene und historisch bedeutsame Erinnerung für die Zukunft zu fixieren. Die Tragweite dieser Arbeit war für die Zuhörer*innen klar zu spüren. Trantenroths Dokumentation des Prozesses, die Problemstellungen bei der Umsetzung und die rein zeitliche Dimension, die ein solches Projekt einnimmt, erklärten beeindruckend, was für eine Leistung ein solches Kunstwerk ist.
Intrinsische Motivation spielt in Trantenroths Werk ebenfalls eine große Rolle. Zum Zeitaufwand und der Detailgenauigkeit seiner Arbeiten gefragt, sagte Trantenroth: „Ich bin besessen von den Dingen, die ich mache.“. Und das meint der Künstler ernst.
Trantenroth gewährt den Zuhörer*innen darüber hinaus auch Einblicke in seine Arbeitsweisen. Seine Neigung zum Experimentieren mit Materialien und zum pragmatischen Zweckentfremden erstaunte die Teilnehmer*innen. Trantenroth nutzt zum Beispiel sogenanntes Armierungsgewebe (ein gitterartiges Kunststoffnetz), um seine meterhohen, überlappend und perspektivisch gehängten Malereien zu realisieren. Das halbtransparente Netz ermöglicht so den Blick auf das Bild dahinter und erzeugt eine im Raum schwebende, beinahe dreidimensionale Anmutung.
Nachdem der Künstler seinen Vortrag beendet hatte, nutzen die Teilnehmer*innen ihre Chance und stellten zahlreiche Fragen zu allen Aspekten des Werkes. Und so endete ein gelungener, inspirierender und bereichernder Abend. Wir freuen uns jetzt schon auf eine Fortsetzung unserer Reihe „Rethink Painting“, dann hoffentlich wieder live vor Ort.