Pflege trifft Produktdesign
Kooperation mit der EvH RWL in Bochum

Am 8. Dezember 2022 haben Studierende des Studiengangs Digital Fabrication Design (B.A.) die Ergebnisse des interdisziplinären Projektes "Inklusive Quartiere" an der Evangelischen Hochschule RWL in Bochum präsentiert. Die Ausstellung war der Höhepunkt einer Kooperation der B.A.-Studiengänge Pflegewissenschaften (Prof. Dr. Andrea Kuhlmann und Prof. Dr. Hendrik Baumeister) der Evangelischen Hochschule und Digital Fabrication Design (Prof. Aleksandra Konopek) der Hochschule der bildenden Künste Essen.

Vorausgegangen war eine Zusammenarbeit der Studierenden im Sommersemester 2022. In neun Teams wurden Projekte für fiktive Personas mit spezifischen körperlichen Beeinträchtigungen entwickelt. Dabei traten die Studierenden der Pflegewissenschaften in der Rolle der Stakeholder, Vertretende der Personas, aber auch der aktiven Entwickler*innen auf. Die Designstudierenden nahmen die Rolle der Auftragnehmer wahr: Sie betreuten die Projekte von der Aufgabenstellung und der Konzeptionsphase über Entwurfsprozesse und Modellbau bis hin zur Präsentation.

Die beteiligten Studierenden waren (freie Anordnung):

Digital Fabrication Design (B.A.): Oupin Wang, Cristina Bruno, Weiran Li, Yah-Hwa Eva Lin, Kerstin Ogrissek, Nicolas Pilhatsch, Zhinan Lin, Danni Zhou, Yubaihe Wang, Denise-Kristin Purgol, Lilian Taing

Pflegewissenschaften (B.A.): u.a. Janice Jander, Annika Butzek, Selina Dzananivic, Bahar El Halt, Romy Neidl, Sophia Caputo, Leonie Bolz, Frederike Peter, Laura, Jannis, Nehal, Sofie Kubis, Annika Toenshoff, Ann-Kathrin Krix, Viktoria Berg, K. Bölke, N. Palitza

Die Projekte

Das Projekt "Avocado" verbindet ein technisches Device mit einer App-Anwendung. Das intelligente Device wird in einem Nachbarschaftsgarten platziert. Dieser wird durch das leuchtende Objekt gekennzeichnet und es erregt zusätzlich Aufmerksamkeit. Außerdem empfängt es Wetterdaten, die in Form von Textnachrichten an die App versendet werden. Nutzer*innen sollen durch diese Nachrichten animiert werden, sich an dem Garten zu beteiligen. Darüber hinaus sollen sich Menschen in der Nachbarschaft mittels "Avocado" besser vernetzen und gemeinsame Interesse entdecken können.

Produktdesign: Weiran Li

"Dark Tempest" vereint Tastatur und Maus. Es richtet sich an Rechtshänder, Hemiplegiker, Personen mit Einschränkungen am linken Arm, Minimalisten und Personen sowohl im Gaming- als auch Homeoffice-Bereich. Die finale Formgebung ist das Ergebnis von Recherchen und mehreren Formstudien, in denen die Gestaltung der Maus, die Anordnung der Keypads und die Verbindung von Maus und Tastatur optimiert wurden.

Produktdesign: Lilian Taing

Dieses Projekt wurde mit dem Ziel entwickelt, Personen mit Diabetis Mellitus Typ 2, die bereits eine Amputation am linken Fuß vornehmen lassen mussten oder an Nekrosen an den unteren Extremitäten leiden, durch Stabilisierung mehr Bewegung an der unteren Extremität zu ermöglichen und außerdem die Durchblutungsförderung der Haut und somit die Lebensqualität zu steigern.

Die entwickelte Socke sorgt zwischen Stumpf und Prothese für Stabilität und kann auch als Wandersocke genutzt werden. Beim Laufen stabilisieren die 3D-gedruckten Polygone das Sprunggelenk. Dafür wurde mit verschiedenen Filamenten auf unterschiedlichen Kompressionsstoffen experimentiert und eine Methode entwickelt, direkt auf das dehnbare Material zu drucken. Darüber hinaus ist eine integrierte Sensorik geplant, die den Puls messen kann und die Werte via Bluetooth an eine App weiterleitet.

Produktdesign: Kerstin Ogrissek

Das "KiPad" ermöglicht eine verbindende Kommunikation zwischen einem kleinen Kind und einem Verwandten, insbesondere der Mutter, während einer Trennungssituation.

Der Prototyp hat die Form eines kleinen Löwen. Der freundlich geöffnete Mund dient als Bildschirm und die Nase als Bedienelement. Es wurden außerdem zwei Griffe hinzugefügt, wodurch die Person auf dem Bildschirm "festgehalten" oder "umarmt" werden kann, um ein Gefühl von Nähe zu ermöglichen.

Ein besonderes Augenmerk wurde auf den Schlüssel gelegt, der aus zwei Komponenten besteht und individualisiert werden kann. Das Kind erhält das größere Element, die erwachsene Person z.B. das kleine Herz. Hat ein Kind das Bedürfnis nach Nähe zu der Person, legt es das Element einfach auf die Nase des Löwen und es wird eine Verbindung zum Smartphone z.B. der Mutter hergestellt. Wird der Schlüssel entfernt, endet das Gespräch.

Bei der Konzeption wurden ebenso die DSGVO wie auch unterschiedliche Betriebssysteme berücksichtigt.

Produktdesign: Danni Zhou

Der Magic Spoon hat das Ziel, dass Essen für eine an Magersucht leidende Personen wieder positiv und stressfrei zu gestalten. Das Projekt besteht aus ergonomisch geformten Löffeln und einem als Blatt geformten Teller. Auf den Löffeln, die verschiedene Greifhaltungen zulassen, können kleine Essensmengen ästhetisch arrangiert werden. Sobald ein Löffel geleert und auf der Schale abgelegt wird, wird auf dem Teller eine Melodie und ein Lichtspiel aktiviert.

Produktdesign: Yah-Hwa Eva Lin

Die Orthese dient dazu, die Handkraft beim Basketballspielen zu stärken. Für diesen Zweck ist die Orthese leicht und stabil. Sie kann ohne Hilfe angezogen werden und besitzt ein rutschfestes, atmungsaktives Futter. Auf dem Handrücken befindet sich zudem ein Controller, über den vier Modi eingestellt werden können. Durch das Display kann die Leistung, der gewählte Modus und der physische Zustand beobachtet werden.

Produktdesign: Oupin Wang

Scoot Include wurde entwickelt, um einen Rollstuhl mit einem E-Roller in einen motorisierten Rollstuhl umzubauen. Dazu wird der Scoot Include mit dem Rollstuhl und dem E-Roller fixiert. Die Person kann die Montage im Rollstuhl sitzend eigenständig vornehmen und bei der Fahrt die Füße auf den Scoot Include abstellen.

Produktdesign: Nicolas Pilhatsch

Dieses Projekt möchte ältere Menschen dabei unterstützen, die tägliche Einnahme von Medikamenten zu vereinfachen. Dazu wird das Tabermat von Pflegekräften befüllt, die dieses außerdem via App steuern und den Zeitpunkt für die Einnahmen festlegen. Zu einer gewählten Zeit fällt ein Tablettenbehälter nach unten: Nutzer*innen greifen diesen und können pünktlich das Medikament einnehmen. Anschließend wird die gebrauchte Einheit wieder in das Gerät eingeworfen, die dann von Pflegekräften wieder befüllt wird. Der runde Pillenbehälter liegt angenehm in der Hand und ist mit einem einfachen Schiebemechanismus zu öffnen. So können auch motorisch beeinträchtigte Personen auf die Medikamente problemlos zugreifen.

Produktdesign: Weiran Li

Die Website "Gemeinwohl" wurde für Senioren entwickelt. Sie ermöglicht es, Freunde und Gleichgesinnte in der Nähe zu finden und an Aktivitäten teilzunehmen. Des Weiteren können auch Informationen z.B. zu Lebensmittel geteilt werden.

Der Werktisch wurde für eine Persona mit medizinischen und körperlichen Einschränkungen konzipiert, der sowohl den Alltag erleichtern wie auch das Ausüben eines (früheren) Hobbys ermöglichen soll.

Der Werkstich ist um 360° rotationsfähig, wodurch in liegender, sitzender und stehender Position daran gearbeitet werden kann. Außerdem verfügt der Werktisch über zwei funktionale Seiten: Die eine Seite ist magnetisch und kann z.B. als Zeichenbrett oder zur Aufbewahrung von metallischen Werkzeugen genutzt werden. Die andere Seite ist eine Werkbank, die durch drei Feststellknöpfe einfach bedient werden kann. Die Befestigungs- und Griffmöglichkeiten können nach Bedarf individuell angepasst werden.

Produktdesign: Cristina Bruno

Fotos: © HBK Essen | Klaus Greipel
Foto Future Foot: © HBK Essen | Tjorben Meier
Foto Werktisch: © HBK Essen | Tjorben Meier
Foto Scoot Include: EvH Bochum