Innovatives Designstudium
Interview zu Digital Fabrication Design (B.A.)

Als erste Hochschule im deutschsprachigen Raum bietet die HBK Essen den Studiengang "Digital Fabrication Design" (B.A.) an. Die Kultur der Maker-Bewegung miteinbeziehend, zielt das Studium darauf ab, das Berufsbild der Produktdesigner*innen ganzheitlich weiterzuentwickeln. Prof. Aleksandra Konopek, Gründerin des Studiengangs, spricht in diesem Interview über Besonderheiten und welche Voraussetzungen Bewerber*innen mitbringen sollten.

Produktdesignstudium für die digitale Gegenwart

Was zeichnet den Studiengang Digital Fabrication Design aus?

Prof. Aleksandra Konopek: Mit dem Studium möchten wir eine neue Generation von Produktdesigner*innen ausbilden, die ein Produkt in allen Facetten durchdringen. Damit das gelingt, zielen wir darauf ab, ein Produkt auch technisch zu verstehen. Wir fragen unter anderem, welche Bedeutung hat die Elektronik für ein Produkt? Warum und wie ist ein Produkt programmiert? Aus diesem Grund bieten wir Lehrveranstaltungen im Bereich Programmierung und Elektronik an. In unserem FabLab entwickeln wir außerdem Platinen und setzen uns mit der Einbettung von elektronischen Komponenten in die Gestaltung auseinander. Typische Fragen des Produktdesigns werden in Digital Fabrication Design ebenso berücksichtigt. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit der Interaktion zwischen Produkt und Mensch, zur Materialität, zum Erscheinungsbild, zu Produktionsabläufen oder zu Fragen der Nachhaltigkeit.























Warum braucht es diesen Studiengang?

Digital Fabrication Design ist eine Antwort auf die Entwicklung in Wirtschaft und Gesellschaft, in der Produkte des Internet of Things (IoT) eine zentrale Position eingenommen haben und immer mehr elektronische Elemente in alltägliche Produkte implementiert werden. Dadurch ist die Gestaltung des Innenlebens eines Produktes ebenso relevant wie die Formgebung. Vor diesem Hintergrund ist es besonders wertvoll, wenn Designer*innen Kenntnisse im technischen Bereich vorweisen können und sogar praktische Erfahrungen haben. Somit können Sie auf einem anderen Niveau in den Entwicklungsprozess von Produkten miteinbezogen werden oder selbstbewusster auf der Schnittstelle von Kunde, Technik und Ingenieurswesen agieren.

Worin macht sich dieser Ansatz im Studium deutlich?

Viele Bereiche des Studiengangs sind auf digitale Fabrikation umgestellt. So wird neben handwerklichen Arbeiten viel mit 3D-Druckern, CNC-Fräsen oder Lasercuttern experimentiert. Zudem streben wir immer die Erstellung eines Funktionsprototypen an. Das ist im Gegensatz zum reinen Formmodell ein komplett neues Erlebnis für potenzielle Kunden sowie für die Gestalter*innen. Die Erstellung dieser Funktionsprototypen wird nur möglich durch das Wissen über die Einbettung der Elektronik und verschiedener Baukomponenten in die sogenannte 'shell'.

Ein kühnes Interesse an der Technik

Der Studiengang zieht die Maker-Bewegung mit ein. Was bedeutet das?

Von der Maker-Bewegung nehmen wir das kühne Interesse an der Technik mit und gleichzeitig die Lust daran, angstfrei auszuprobieren und die Nutzung von Maschinen zu übersteigen. Im Idealfall gelingt es den Studierenden, ihre Gestaltung nicht von den Maschinen unseres FabLabs abhängig zu machen, sondern im Gegenteil diese wie einen Bleistift einzusetzen. Ein weiteres Merkmal ist der Anspruch, reparierbare und für alle verständliche Produkte zu entwickeln. Das soll auch die Nutzer*innen stärken.

In den USA oder Dänemark gibt es bereits Studiengänge, die z.B. Digital Fabrication & Design heißen. Warum wird an der HBK Essen nicht unterschieden?

Wir trennen nicht zwischen Digital Fabrication und Design. Das Ausprobieren, Tüfteln und Experimentieren sind ebenso wichtig wie die Formgebung und Produktentwicklung. Wir stellen konsequent alle Aspekte des Studiengangs auf eine Ebene.

Digitales Produktdesign, Talent Camp an der HBK Essen

"Wir trennen nicht zwischen Digital Fabrication und Design. Das Ausprobieren, Tüfteln und Experimentieren sind ebenso wichtig wie die Formgebung und Produktentwicklung. Wir stellen konsequent alle Aspekte auf eine Ebene." Prof. Aleksandra Konopek

Welche Voraussetzungen müssen Bewerber*innen mitbringen?

Bewerber*innen sollten ein gestalterisches Interesse haben und die intrinsische Motivation mitbringen, ihre Umwelt mit einem Stift zu erfassen. Da Digital Fabrication Design aber auch ein künstlerischer Studiengang mit starker Affinität zu aktuellen technologischen Entwicklungen ist, sollte ebenfalls ein Interesse an Technik und Digitalisierung vorhanden sein. Ein dritter Aspekt, der mir sehr wichtig ist, ist die Freude am handwerklichen Arbeiten und an der Auseinandersetzung mit Maschinen. Studierende sollten bei uns außerdem keine Angst vor dem Scheitern haben. Das ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg der eigenen Projekte.

Im Rahmen der Abschlussausstellung "Degree Show" Ende März stellen erstmals auch die ersten Absolvent*innen aus dem Fach "Digital Fabrication Design" aus. Was wird zu sehen sein?

Ich kann bereits verraten, dass es ein Projekt mit einem inklusiven Aspekt geben wird. Neben zwei klassischen Produktdesigns werden außerdem Abschlussprojekte präsentiert, bei denen Interaktion, Elektronik und Programmierung eine große Rolle spielen.

Fotos und Video: © HBK Essen

Weitere Informationen

Pflege trifft Produkt-design

Eine Ausstellung des Studiengangs Digital Fabrication Design (B.A.) im Rahmen des interdisziplinären Projektes "Inklusive Quartiere".

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